Ausstellung: Produkte. Zwangsarbeit bei Siemens im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück

Produkte.
Zwangsarbeit bei Siemens im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück

Die Fotoausstellung „Produkte. Zwangsarbeit für Siemens im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück“ stellt die Ergebnisse der Häftlingsarbeit in der Siemens-Fertigungsstelle neben dem Konzentrationslager Ravensbrück in den Mittelpunkt. Etwa 20 einzelne technische Gegenstände werden als Objektporträts in schmalen Bilderrahmen gezeigt. Neben jedem Bild wird in einem Exponattext das Objekt in seiner technischen Bedeutung wie auch seinen Verwendungsmöglichkeiten beschrieben.

Die Ausstellung soll zunächst die Präsentation des Bandes „Zwangsarbeit für Siemens im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Eine kommentierte Sammlung von Zeitzeuginnenberichten, eingeleitet und kommentiert von Janna Lölke. Hg. vom Internationalen Freundeskreis Ravensbrück“ im April 2017 begleiten.

Die Fotografien der Siemens-Produkte wurden als Einzelporträts gestaltet, freigestellt vor weißem Hintergrund, mit wenig Schattenwurf. Durch die Nahaufnahme werden sie zu eigenständigen Skulpturen, die erst auf den zweiten Blick ihre eigentliche Bedeutung als technisches Einzelteil offenbaren. Dies soll durch den Kontrast zwischen den vergrößerten Objektporträts und den technisch und historisch genauen und detaillierten Bildtexten unterstützt werden. Die Ausstellung lädt dazu ein, über die Bedingungen einer höchst filigranen und anspruchsvollen Arbeit unter den Voraussetzungen von Lagerhaft nachzudenken.

 Hintergrund:

Unter den unterschiedlichen Formen der Zwangsarbeit, die Häftlinge im Frauen-Konzentrationslager ausführten, stellte die Arbeit in der Siemens-Fertigungsstelle, die seit 1942 südlich des Häftlingslagers auf- und ausgebaut wurde, eine spezifische dar.

Die bis zu 2.500 Frauen, die zeitgleich in den Hallen der Firma Siemens & Halske arbeiteten, waren zu großen Teilen mit feinmechanischen Tätigkeiten befasst. Hierfür wurden sie gezielt ausgewählt und über Wochen hinweg ausgebildet. Mit Eignungsprüfungen, in denen die Sehstärke und die Feinmotorik der Frauen geprüft wurden wie auch mit der hochdifferenzierten Arbeit, die die Frauen verrichteten, unterschied sich das Siemens-Kommando von den meisten anderen Arbeitskommandos.

Siemens & Halske produzierte in Ravensbrück Bestandteile für Kondensatoren, mit dünnem Kupferdraht umwickelte Spulen, Relais, Schalter, elektrotechnische Bestandteile für die U-Boot-Produktion, Kehlkopfmikrofone mit Kopfhörern sowie Feldtelefone, die neben dem militärischen Einsatz auch für die zivile Produktion Anwendung finden konnten.

Der Blick auf die Produktion als Perspektive auf die Zwangsarbeit:

Der genaue Blick auf die technischen Produkte der Zwangsarbeit bei Siemens stellt eine weitere Perspektive auf die Arbeit von Häftlingen und ihrer Zweckbestimmung dar. Der Schwerpunkt der Literatur zur Zwangsarbeit liegt auf ihrer Organisation und den Bedingungen, denen die Häftlinge ausgesetzt waren. Dementsprechend wird sie häufig als Schikane und damit als wenig sinnvoll beschrieben. Ein Eindruck der im hohen Masse komplexen und feinmechanischen Arbeitsschritte, die zur Fertigung einiger der technischen Produkte notwendig sind, zeigt, dass die Ergebnisse der Zwangsarbeit durchaus von einigem Wert für die deutsche Rüstung waren. Dies betont noch einmal den wirtschaftlichen und politischen Stellenwert der Zwangsarbeit und damit der Konzentrationslager während des Zweiten Weltkrieges.

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